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Abenteuer Oslo

Es ist September und mir ist nach Wandern, Abenteuer und grenzenloser Natur zumute. Und welches Land würde diesen Erwartungen mehr gerecht werden als Norwegen? Einzige Einschränkung stellt meine dürftige Reisekasse dar und Norwegen steht bekanntermaßen auf der Liste der teuersten Reiseziele ganz oben. Hier ist also Improvisationstalent gefragt und daran fehlt es mir zum Glück nicht.

Ich bin mit einem nagelneuen Zelt und Notproviant ausgerüstet und entscheide spontan direkt nach meiner Ankunft, dass meine Wanderschaft hier und jetzt beginnen soll. Schließlich kann ich sehen, wie sich bereits hinter dem hiesigen Flughafen Gadermoen verlockende sanfte Hügel erheben. Die Natur ruft! Als ich zudem noch in Erfahrung bringe, dass allein die Fahrt vom Flughafen in die Osloer Innenstadt bei stolzen 20 Euro liegen soll, wandere ich kurzentschlossen los.

Mein Ziel ist die Abzweigung zum norwegischen Jakobsweg, um wenigstens einige geographische Etappenvorgaben in der unendlichen Weite dieses Landes zu haben. Leider muss ich feststellen, dass niemand im Umkreis von 10 Kilometern mein Anliegen zu verstehen scheint. Nach einem einstündigen Fußmarsch habe ich das Flughafengelände endlich hinter mir gelassen, bin bereits schweißüberströmt und wirke offenbar so entkräftet, dass ich in einem kleinen aber feinen Hotel für Manager-Tagungen, in dem ich nach dem Weg frage, mit mitleidvollem Blick zu einem fürstlichen Mahl eingeladen werde.

Nach weiteren 2 Stunden bin ich so müde, dass ich beschließe, mein Zelt auf dem nächsten Feld aufzuschlagen und mich etwas auszuruhen. Erst die nasse, klamme Kälte, die sich in und auf meinem Körper breit macht, reißt mich unsanft aus meinen Träumen. Mein neues Zelt ist offenbar nicht, was es verspricht, nämlich WASSERDICHT!

Hafen von Oslo

Hafen von Oslo ©iStockphoto/Ekely

Plan B besteht darin, schnellstmöglich eine warme und günstige Schlafstätte für den nächsten Tag zu finden. So gelange ich letztendlich doch in die norwegische Hauptstadt und komme bei einer freundlichen Couchsurferin, die in einem niedlichen weißen Häuschen mit Blick auf den Fjord wohnt und welches mich stark an Pippi Langstrumpfs Villa erinnert, unter. Das Timing könnte besser nicht sein, denn es finden gerade unzählige kostenlose Events wie Museumstage mit freiem Eintritt sowie ein Lichterfestival statt. Letzteres verzaubert Oslo vor allem am Abend und entlang dem Fluss Akerselv verbreiten erleuchtete Kunstkreationen eine märchenhafte Stimmung. Daneben gibt es Musik, Tanz und Theater an jeder Ecke und man weiß nie genau, was einen erwartet, wenn man in die nächste Straße einbiegt.

Oslo verfügt zudem über urige Bauten und es bietet sich an, einfach einen Bummel durch die Stadt zu machen, und dabei kulturelle Indoor-Erlebnisse mit Freiluftaktivitäten zu verbinden. Ich verfahre entsprechend, erklimme nach einem beeindruckenden Besuch im Filmmuseum, welches auf visuell ansprechende Weise die technologischen Entwicklungen in der norwegischen Filmgeschichte dokumentiert, die Festungsanlage Akershus und werde mit einem atemberaubenden Blick auf den von der gleißenden Abendsonne erstrahlten Oslofjord belohnt.

Auch der nächste Tag ist von bleibenden Eindrücken geprägt. Im Interkulturellen Museum informiere ich mich über die unterschiedlichen, in Oslo lebenden Religionsgruppen und bin angetan von den authentischen Nachbauten der jeweiligen Gotteshäuser, während ich die Nachmittagsstunden bei einem Picknick im botanischen Garten verbringe.

Ich muss gestehen, dass mein Aufenthalt hier eine andere Wende genommen hat als geplant und dass aus einem reinen Natururlaub eine facettenreiche Kombination aus Kultur- und Natur-Events geworden ist, aber in dem Ungeplanten und Spontanen liegt ja bekanntermaßen der wahre Reiz des Reisens.

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